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Es gab wieder frischen Kaffee. Im Besprechungsraum breitete Henning einen Stadtplan auf dem Tisch aus.

„Wenn der Wagen nirgendwo gesehen wurde“, überlegte er. „Dann ist es vielleicht falsch, davon auszugehen, dass er überhaupt weitergefahren ist.“

Inzwischen ging die Arbeitstheorie von einem geplanten Anschlag aus. Da passte ein Wechsel des Fluchtwagens gut hinein. Vielleicht waren die Insassen auch in die U-Bahn umgestiegen.

„Der Wagen könnte zuvor gestohlen worden sein“, schlug Kjell vor.

„Das habe ich schon überprüft“, sagte Barbro. „Willst du jemanden von der Anklägerschaft verständigen?“

„Nicht vor morgen früh. Dann spreche ich mit dem Reichspolizeichef. Wisst ihr, was mich wundert? Wer kommt auf eine so schlechte Mordmethode?“

Seine Kollegen sahen ihn fragend an.

„Sie ist nicht effizient. Überlegt mal, was alles hätte schiefgehen können.“

„Und was bringt uns diese Überlegung?“, fragte Barbro.

„Das Motiv“, brummte Henning.

Aber weiter wusste er offensichtlich auch nicht. Kjell nahm den Faden wieder auf.

„Nicht nur, was hätte schiefgehen können! Tatsächlich ist ja beinahe alles schiefgegangen. Die Täter konnten nur das Ziel erreichen, die Frau zu töten. Da hätten sie ihr gleich in der dunklen Bibliothek ein Messer in den Rücken rammen können. Aber sie haben das Kuvert nicht bekommen, und der Plan, den Mord wie einen Unfall aussehen zu lassen, scheiterte schon sehr früh. Außerdem wissen wir ja schon eine ganze Menge. Wir wissen von den beiden Insassen im Wagen und den beiden Männern, die nach dem Unfall das Kuvert bei der Leiche gesucht haben.“

Barbro machte große Augen. „Das nennst du viel? Wir wissen ja noch nicht einmal, wie die Frau heißt.“

„Wie sieht es mit dem Kuvert aus? Hat sich Per schon gemeldet?“

Barbro nickte bedauernd. „Er hat nichts, soll ich dir wortwörtlich ausrichten.“

Kjell rief in der Tatorttechnik an. Drei Minuten später trat Cheftechniker Per Arrelöv ins Büro und legte das Kuvert auf den Tisch. Es steckte in einer durchsichtigen Plastikhülle.

„Die Fingerabdrücke der Frau sind darauf, aber das war ja zu erwarten. Zudem große Fingerabdrücke von einer zweiten Person. Nicht registriert bei Interpol.“

„Ein Mann?“

Per ließ sich auf den freien Stuhl von Sofi Johansson fallen. „Wenn sie von einer Frau stammen, möchte ich nicht von ihr gestreichelt werden. Ich vermute außerdem, dass das Kuvert schon einmal geöffnet wurde. Die beiden Klebeflächen sitzen nicht völlig exakt aufeinander. Deshalb liegt ein schmaler Streifen der unteren Klebefläche offen. Unter dem Mikroskop sieht man, dass dieser Bereich der Klebesubstanz schon einmal geklebt hat.“

„Also hat die Frau den Inhalt gekannt“, schloss Barbro daraus.

„Vermutlich. Am wahrscheinlichsten ist, dass sie es selbst geöffnet hat.“

Kjell dachte an den Mann in Schwarz. „Und der Mann hat nach diesem Kuvert gesucht?“

„Er kann es ihr auch erst zugesteckt haben“, hielt Henning dagegen.

„Unwahrscheinlich“, fand Per. „Dann hätten ihre Fingerabdrücke schon zu einem früheren Zeitpunkt daraufgekommen sein müssen.“

„Die Frau hatte sonst nichts bei sich. Das Geld steckte lose in ihrer Rocktasche“, zitierte Barbro aus der Akte.

„Den Fünfhunderter haben wir aus der Kasse vom 7-Eleven sichergestellt“, sagte Per. „Da sind ihre Abdrücke auch drauf. Das Wechselgeld in ihrer Tasche hat sie also erst im Laden bekommen. Es stimmt auf die Öre genau.“

„Dann lasst uns von dieser Annahme ausgehen“, schlug Kjell vor. „Der Mann wollte das Kuvert, aber Theresa kam zu früh angelaufen und hat ihn gestört. Welche Spuren gibt es sonst?“

Per schmollte. „Für Bremsspuren hatte ich nicht genug Zeit. Das Gewitter kam so schnell. Lasse ist noch einmal hingefahren, aber rechnet nicht mit etwas Brauchbarem.“

„Was sagt die Rechtsmedizin?“

„Sie kümmern sich jetzt erstmal um die Identifizierung“, antwortete Barbro. „Ihre Kleidung könnte uns helfen. Sie scheint teuer zu sein, hat aber keine Etiketten.“

„Vielleicht Haute-Couture-Ware?“, fragte Kjell.

„Eher Vorführware oder einfach Maßarbeit.“